27.10.2015

Klärbecken-Torte

Auch heuer bekommt der Chef wieder eine Torte zum Geburtstag.

Voriges Jahr war seine Aussage: >>Mach einfach eine Torte<<
... heuer schlug er schon andere Töne an: >>Ich will eine Kläranlage<<

Ja... okay... das war ein klein wenig anders als ich erwartet hatte. War ich doch der Meinung, dass ihm das Design der Torte auch heuer wieder egal gewesen wäre...
Im Hinterkopf hatte ich schon eine kleine Planung mit "Lenni" (sein süßer Hund = mein absoluter Lieblingsarbeitskollege). Lenni mitten im Grünen, vielleicht mit einem kleinen Bäumchen oder so...
Womöglich außen rund um die Torte ein krummer Holzlattenzaun?

Klärbecken mit Königsstuhl,
Rührwerk und jeder Menge
undichten Stellen


Aber: es kommt immer alles anders als man plant und denkt.
Eine Kläranlage also. Hätte ich mir natürlich vielleicht doch irgendwie denken können - ist ja immerhin das Steckenpferd vom Chef. Trotzdem...
Eine komplette Anlage zu basteln ist natürlich nicht ohne.
Bekomme ich das überhaupt alles auf eine 20 cm-Durchmesser Torte?
Und vor allem: welche seiner Unmengen von Anlagen darf es sein?
Kriege ich überhaupt von dieser Anlage eine Luftaufnahme (bei Google-Aufnahmen sieht man ja nichts von den möglichen Geländehöhen - und komplett Flach sind die wenigsten Anlagen)?
Und wie sieht es mit den diversen Höhen der einzelnen Einrichtungen aus?
Alles nicht so einfach!

Nach einer erneuten Rückfrage mit dem Chef durfte ich mich auf ein "Einzelteil" spezialisieren.
Da musste es natürlich eine "runde Sache" werden. Ein Faulturm wäre meine erste Wahl gewesen.
Daneben eine kleine Kerze wäre die berühmt-berüchtigte Gasfackel geworden. Aber bei einer Torte die 20 cm Durchmesser hat und max. 14 cm hoch (Schachtelhöhe) werden darf... hätten die Verhältnisse nicht gepasst. Also bliebt nur noch das Klärbecken (wo die Proportionen letztendlich nicht ganz so pfui aussehen).
Und da wollte ich es auch nur recht simpel halten.
Schließlich wollte ich keine Torte hergeben, wo ich alles nur wegschmeißen muss, weil man die diversen Fondant-Gebilde nicht essen will/kann/darf (Diabetes).

Daher nur eine total vereinfachte Form eines Klärbeckens; die bautechnisch gesehen natürlich dem Stand des letzten Jahrhunderts entspricht.

Oben wollte ich eine möglichst ruhige Wasserfläche haben, da sich das Rührwerk ja nur langsam dreht.
Nach viel Schlaumacherei im Internet bin ich dann auf "Isomalt" gestoßen. Soll wunderbar hart werden und perfekt-glatte Oberflächen hinterlassen (angeblich werden daraus die Lollis gemacht).
Ich fahre in mein Lieblingstortengeschäft und stehe bei der Kassa mit meinem 14 €-1 kg-Kübel und frage mal ganz dezent nach ob "es" eh farblos ist (wollte zusätzlich damit noch zu Weihnachten ein paar Eiszapfen in einer Form gießen) und schön aushärtet.
Die Frage zurück: "Für was brauchen Sie es?" - "Teich und Eiszapfen für Lebkuchenhäuschen." - "Aha - ist farblos... aber: wie lange wollen Sie das Lebkuchenhäuschen aufheben?" - "Naja.. von Weihnachten bis Neujahr soll's schon sein."
Daraufhin wandert ihre Hand in mein Einkaufskörbchen zu meinem Isomalt und sie stellt das Ding hinter sich auf die Ablage.
Auf mein - scheinbar - dummes Gesicht kommt die Antwort "Isomalt wird herrlich hart - aber es zieht die Luftfeuchtigkeit an; ihre Eiszapfen werden sich auflösen und weich werden."
Vielleicht dachte sie ja auch einfach nur, ich fange jetzt (war damals Anfang Oktober) schon mit dem Lebkuchenhäuschen an und lasse es dann 3 Monate herumstehen?

Somit musste ich Isomalt streichen. Wenn meine Eiszapfen schlabbrig werden, wird das geplante "Wasser" im Kühlschrank meines Chefs den Fondant aufweichen. Und ich wollte ihm keine Suppe im Kühlschrank hinterlassen.
Zurück zur 2. Wahl? Dem "Piping Gel"? Hmmm... eigentlich wollte ich ja eine glatte Wasseroberfläche haben. Und mit meinen diversen Recherchen im Netz war alle Wasseroberflächen mit Piping Gel "bewegt", während ich einen "stillen" Teich wollte.
Ich bin dann zum "Allersimpelsten" zurück gekehrt: Pulverfarbe mit Alkohol - sieht feuchter aus als mit Isopranol.

Die Torte ist übrigens ein Butternut-Kürbiskuchen mit Zimt, Walnüssen und Rum-Rosinen. Gefüllt wurde sie (mit der Kuchenring-Methode) mit Weintrauben-Puddingbuttercreme und Marillen-Buttercreme; umhüllt mit Zartbitter-Ganache und selbstgemachten Rollfondant.



Liebe Grüße aus Österreich,
Zwuitschi

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